Das Fürther Kammerorchester präsentierte sich mit neuem Dirigenten in mitreißender Spiellaune
Unter der Überschrift „Es lebe der Freiheitskampf“ erschien am 30.März 2022 in der Fürther Presse (Fürther Nachrichten: Michael Vieth) folgender Bericht über das Frühjahrskonzert des Fürther Kammerorchesters:
„Das Orchester hatte neben den Probeneinschränkungen weitere Schicksalsschläge zu verdauen, denn Anfang November 2021 verstarb Horst Günter Lott , seit 1984 hochgeschätzter Mentor und musikalischer Leiter des Orchesters. Mir Akadiy Pevtsov, der an der Musikakademie Kiew Chor- und Orchesterleitung studierte, trat nun ein Ausdrucksmusiker ans Pult, der die zukünftige Entwicklung des Orchesters gestalten kann. Dass dessen Mitglieder seit Wochen wegen der Kriegsereignisse in der Ukraine besonders mitleiden, ist bei der Herkunft von Pevtsov und Konzertmeisterin Irina Schulika nur zu verständlich.
Völlig ungeplant bekam die Egmont – Ouvertüre bestürzend aktuellen Bezug zum Freiheitskampf eines unterdrückten Volkes….Pevtsov setzt mit markanter Körpersprache deutliche Akzente, motiviert das Orchester geschickt, das mit vollem Streicherklang und gut intonierten Bläsereinwürfen beeindruckt.
Dir prima Kommunikation zwischen Dirigent und Orchester setzte sich fort in Ludwig van Beethovens Erster Symphonie….“
Seit 1984 erarbeitet sich das Orchester jährlich zwei unterschiedliche Programme, die in besetzungsgerechter Form zur Aufführung gelangen, so alle zwei Jahre bis 2016 die sog. Begegnungskonzerte des Sozialverbandes Deutschland im großen Saal der Meistersingerhalle Nürnberg, an denen neben namhaften Solisten der Region, u. a. vom Staatstheater Nürnberg, auch der qualifizierte gemischte Chor der Chorgemeinschaft Schwaig bis 2012 regelmäßig beteiligt war.
Im Laufe der Jahre hat Horst Günter Lott die Qualität des Orchesters entscheidend weiterentwickelt, so dass aus dem reinen Streicherensemble in Zusammenarbeit mit der Bläsergruppe der Orchestergemeinschaft Nürnberg seit rund zwei Jahrzehnten auch größere Werke der sinfonischen Musik der Klassik und der Romantik zur Aufführung gebracht werden können.
Seit 2002 ist das "Fürther Kammerorchester" ein eingetragener Verein. Im Jahr 2010 kam es zu einer Fusion mit einigen Streichern der ehemaligen "Sinfonietta norica".
Seit 1984 hat das Fürther Kammerorchester in rund 170 größeren und kleineren Veranstaltungen mit 34 namhaften Vokalsolisten (in 90 Konzerten) und 33 Instrumentalsolisten (in 80 Konzerten) zusammengearbeitet. Rechnet man den Jahresdurchschnitt der letzten 29 Jahre aus, so kommt man auf rund fünf Veranstaltungen, z. B. auch früher bei den Neustädter Musikwochen und zahlreichen Chor-Konzerten des Fränkischen Sängerbundes.
Zahlreiche Konzertreisen zusammen mit diesem renommierten Chor führten nach Österreich (Wien, Obertrum, Altmünster am Traunsee) - Tschechien (Prag) - Frankreich (Limoges, Brive-la-Gaillarde, Oradour-sur-Glane: Hier musizierte das Fürther Kammerorchester als erstes deutsches Ensemble nach dem grausamen Massaker deutscher SS-Truppen 1944 zusammen mit dem gemischten Chor der Chorgemeinschaft Schwaig in der Kirche des Ortes) - Schweiz (Zürich) - Deutschland (Bonndorf u. a.).
Seit zehn Jahren hat das Orchester ein für seine vielfältigen Zwecke günstiges Probenzentrum in Schwaig b. Nürnberg gefunden.
Dort probt es im Gemeindesaal der Kirchengemeinde St. Paul in Schwaig, Moritzbergstraße 16, mit Ausnahme der großen Schulferien regelmäßig jeweils dienstags von 19:15 bis 21:15 Uhr.
Fürther Kammerorchester seit 1953
Die eigentlichen Anfänge des Fürther Kammerorchesters lassen sich nicht mehr zuverlässig benennen.
Es war nach dem zweiten Weltkrieg etwa Ende der 40er-, Anfang der 50er-Jahre des vorigen Jahrhunderts, als der Privatmusiklehrer Richard Friedrich in Fürth ab 1946 als Chorleiter wirkte. Damit begann für ihn eine spätere Karriere als Kreischorleiter des Sängerkreises Fürth (1960), Mitglied im Musikausschuss und somit im Vorstand des Fränkischen Sängerbundes als stellvertretender Bundeschorleiter (1966). Bereits 1953 versammelte er um sich Instrumentalisten, um für größere Aufführungen seiner Chöre das erforderliche Begleitinstrumentarium zur Verfügung zu haben, und leitete somit bis 1962 dieses Ensemble von Amateurmusikern.
Kammerorchester des Bahnsozialwerks Nürnberg
Von Anfang an arbeitete Richard Friedrich mit dem damals schon 1949 wieder gegründeten Kammerorchester des Bahnsozialwerks Nürnberg zusammen.
So taucht in dessen Unterlagen 1953 auch erstmals der Begriff "Fürther Kammerorchester" auf im Blick auf das ebenfalls von dem Fürther Fritz Rahn in Personalunion geleitete Bundesbahn-Kammerorchester.
Anfangs boten die beiden Orchester vorwiegend Musik zur Unterhaltung und zur musikalischen Ausgestaltung von Betriebsfeiern von Bundesbahndienststellen sowie in der Begleitung von Chor-Konzertaufführungen.